Depression
Depressive Störungen gehören inzwischen zu den häufigsten seelischen Erkrankungen.
In der Fachliteratur wird unterschieden zwischen depressiven Episoden, die leicht, mittelgradig oder schwer ausgeprägt sein können, und der sogenannten „rezidivierenden depressiven Störung“.
Bei den typischen depressiven Episoden leidet der betroffene Mensch unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert.
Auch ausgeprägte Müdigkeit nach jeder kleinsten Anstrengung kann auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor.
Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten „somatischen“ Symptomen begleitet werden, wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust.
Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen.
Die meisten Depressionserkrankungen treten als sogenannte „rezidivierende depressive Störung“ auf, das heißt, es bleibt nicht bei einer einzigen oder wenigen depressiven Episoden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann erneut zu einer Depression kommt, liegt nach Aussagen der deutschen Depressionsliga bei 50–70 %.
Eine Sonderform ist die sogenannte „Dysthymie“. Diese Form einer chronischen Depression ist durch weniger stark ausgeprägte Symptome gekennzeichnet, die dafür aber über Jahre andauern können. Die Betroffenen können jedoch ihren Alltag und die beruflichen Aufgaben meist noch – wenn auch mit großer Anstrengung – ausüben.
Uni- und bipolare Störungen
Rein depressive Störungen treten an häufigsten auf und werden unter dem Begriff „unipolare Störungen“ zusammengefasst.
Bei der sogenannten „bipolaren Störung“ wechseln sich depressive und sogenannte manische Phasen ab, wobei ein manischer Zustand sich vor allem durch eine gehobene Stimmung, Selbstüberschätzung, gesteigerte Aktivität und vermindertes Schlafbedürfnis äußert. Die Phasen können in unterschiedlicher Ausprägung stattfinden, meist dauern die depressiven Phasen jedoch länger an.
Depression aus Sicht von EssentialCore
Bei EssentialCore wird eine „Depression“ nicht als ein unabänderliches Schicksal betrachtet, mit dem es einen Umgang zu finden gilt, sondern als Symptom einer innerpsychischen Dynamik, die infolge von Anpassungsleistungen des Gehirns und der Psyche entstanden sind. Ein Mensch baut infolge von schmerzhaften Erfahrungen in seiner Kindheit ein Schutzprogramm auf, das das Fühlen von emotionalem Leiden vermeiden soll.
Mithilfe der „emotionalen Selbstbegleitung“, die bei EssentialCore gelehrt wird, können Menschen diese Schutzmechanismen achtsam in den Blick nehmen, den emotionalen (und körperlichen) Spannungen, die damit verbunden sind, einen Ausdruck geben und sich so den eigenen depressiven Anteilen behutsam nähern und liebevoll zuwenden.
In diesem Video beantwortet Maria Sanchez eine Frage zum Thema „Depression“
Die Antwort lässt sich jedoch auch auf alle anderen wiederkehrenden leidbringenden Symptome, wie Ängste, Schlafstörungen, Emotionales Essen usw. übertragen. Erfahre, warum manche Symptome, trotz zahlreicher Bemühungen, einfach nicht heilen können. Maria Sanchez nennt dieses Phänomen „Das innere Mahnmal“.
Textversion des Videos
„Ich leide seit Jahren an einer Depression. Manchmal habe ich das Empfinden, ich würde mich selbst sabotieren. So, als ob etwas in mir an der Depression festhalten möchte. Kann das sein?“
Selbstsabotage, Selbstboykott oder auch innerer Schweinehund und all das, habe ich ja schon in anderen Videos oder auch in Interviews und in meinen Büchern einiges dazu gesagt. Vielleicht für diejenigen, die mich nicht kennen, nur ganz kurz an dieser Stelle erwähnt: Ich arbeite seit so vielen Jahren in der Begleitung von Menschen und habe selber einen extremen Heilungsweg erleben und erfahren können und dürfen und kann wirklich aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass es keine Selbstsabotage und keinen Selbstboykott gibt. Es gibt auch keinen inneren Schweinehund. Wer das behauptet oder wer in diesem Fahrwasser sich bewegt, der ist im ewigen Kampf mit sich selbst, der hat aus meiner Erfahrung die alleroberste Eisspitze, die alleroberste Ebene von menschlichem Bewusstsein erfahren und hat die gesamten Räume, die darunter liegen, vielleicht noch gar nicht für sich entdecken können. Das wage ich wirklich zu sagen. Denn wenn Menschen zu mir gekommen sind und in diesen Kategorien gedacht und gefühlt haben, dass sie sich selbst boykottieren, dann war, wenn wir die die Selbstbegleitung, wenn sie gelernt haben, sich selbst zu begleiten und in viel tiefere Ich-Ebenen langsam vordringen konnten, sich herantasten konnten, dann ist da überhaupt nichts Böses, Schlimmes in uns. Dieses Menschenbild, was auf Kampf aufgebaut ist, ist ja zutiefst negativ. Und Krieg gegen uns selbst zu führen, kann nie zu dauerhaftem Frieden führen.
Deswegen kann ich nur immer wieder sagen, was ich ja so oft auch sage: Mit Dir ist nichts verkehrt. Wenn Du Dich im Kampf aufhältst, wenn Du Dich im Kampf mit Dir selbst aufreibst, dann hast Du gute Gründe dafür. Aber das ist der Startpunkt und nicht irgendetwas, was wie ein Gesetz in Stein gemeißelt ist, und jetzt musst Du Dich die ganze Zeit reglementieren, kontrollieren und ständig versuchen, etwas in Dir psychologisch oder spirituell oder mithilfe von psychologischen oder spirituellen Techniken zu amputieren. Wir Menschen sind so vielschichtige Wesen. Das wird unserem Menschsein nicht gerecht, wenn wir uns dermaßen einschlanken und wirklich glauben, es ginge an dieser Stelle darum, dass wir einen Krieg, einen Kampf gegen uns selbst führen müssen.
Das innere Mahnmal
Manchmal ist es so, dass es Seiten in uns gibt, die können nicht in eine Heilung eintreten, weil sie wie ein Zeugnis dafür sind, dass uns Unrecht angetan wurde, dass wir gelitten haben, als wenn ein Zeitzeuge sagen würde „Ich kann nicht zulassen, dass es mir wieder besser geht. Denn wenn es mir besser ginge, dann könnten andere denken, vor allem die Bezugsperson, in dem Fall der Vater oder die Mutter oder andere Menschen, die Dich verletzt haben, dann könnten andere denken „So schlimm war es ja gar nicht. Es geht Dir doch jetzt wieder gut. Wenn Du also jetzt wieder in Ordnung bist, dann kannst Du doch einfach weitermachen und dann können wir doch jetzt den Punkt setzen hinter dem Ganzen und dann kann es ja auch nicht so schlimm gewesen sein.“
Und es gibt manchmal innere Strukturen, die können nicht vom chronischen Symptom lassen, die können nicht von der Depression lassen, weil sie für eine Art Mahnmal stehen.
Der unbewusste Rachefeldzug
Und dieser Rachefeldzug, von dem ich eben sprach, kann sich zum Beispiel darin äußern, dass eine bestimmte Seite ihn mir nicht erlauben kann, dass eine biografische Person in den „Genuss“ kommen könnte, sich freier zu fühlen, weil eine Seite in mir über mein Symptom, über meine Depressionen – aber wie gesagt, Du kannst auch Übergewicht nehmen, Du kannst alles Mögliche nehmen – über mein chronisches Symptom immer wieder deutlich machen muss: „Guck her, das hast Du mit mir getan. Das ist das Ergebnis, wie Du mich behandelt hast“. Und das ist den Menschen natürlich am Anfang überhaupt nicht gewahr. Im Laufe der inneren Forschungsreise offenbaren sich ja langsam Dynamiken, von denen wir am Anfang überhaupt nichts wissen. Wir verstehen uns fühlend immer mehr. Wir lernen uns kennen und diese beiden Strömungen greifen natürlich ineinander: einmal der Mahnmalaspekt und einmal der Rachefeldzug. Aber wenn es darum geht, dass ich eine Rechnung offen habe mit einer biografischen Person, dann kann es sein, dass ich wirklich am Symptom festhalten muss, weil ich nicht erlauben kann, dass diese Person aus ihrer Schuld, dass ich sie herauslassen könnte. Ich kann sie innerlich dann nicht gehen lassen. Ich habe eine Rechnung mit ihr offen.
Die versteckte Reaktionsschleife
Wenn das innere Opfer in mir nicht genug Würdigung in mir finden kann, wenn ich das innere Opfer in mir nicht begleiten kann, dann bleibe ich in einer Reaktionsschleife mit meinen biografischen Tätern oder Täterinnen, mit meinen biografischen Bezugspersonen, die mich verwundet haben, bleibe ich in einer Reaktionsschleife hängen. Und ich habe ein großes Verständnis dafür, dass diese Ich-Seiten an dem Leiden festhalten müssen, weil sonst niemand mehr bezeugen kann, dass Unrecht geschehen ist und niemand darüber triumphieren darf aus Sicht dieser Ich-Seite in uns, dass ich jetzt wieder okay bin, dass ich gut im Leben dastehe, dass ich nicht mehr depressiv bin. Ich habe ein tiefes Mitgefühl dafür, dass bestimmte Seiten sagen „Das geht nicht. Dann bleibe ich zurück und dann kann die Wahrheit, dann kann das, was noch ausgedrückt werden möchte, die emotionale Wahrheit nicht ans Licht. Ich kann mich in dem Falle auf einer tiefen Ebene nicht selbst verraten. Das Unrecht muss einfach bezeugt werden, was man uns angetan hat.“
Dem inneren Opfer ein Mahnmal setzen
Schau mal, ob Du eine Zeit lang in Deiner Wohnung oder in Deinem Haus einen Platz finden kannst, den Du zum Mahnmalplatz erklärst, wo Du vielleicht ein Foto, ein Kinderfoto von Dir aufstellst, was einen Ausdruck repräsentiert, den Du mit Deinem chronischen Symptom in Verbindung bringst. Bei der Depression zum Beispiel könnte es ein Ausdruck von Angst sein oder ein Ausdruck von tiefer Traurigkeit sein, von „sich verloren fühlen“ sein. Und vielleicht gibt es ein Foto, was Du hast, ein Kinderfoto, das diesen Ausdruck eben repräsentiert. Wenn das so sein sollte, würde ich Dir ans Herz legen, nimm dieses Foto und gib in Deiner Wohnung oder in Deinem Haus an einem Platz diesem Foto einen Ort, wo dieses Opfer eine Würdigung findet, wo dieses Mahnmal sein kann. Wenn Du kein Kinderfoto von Dir hast, was das repräsentiert, kannst Du auch im Internet nach etwas schauen, nach einem Bild schauen, was diese Atmosphäre, diese emotionale Atmosphäre, zum Beispiel Traurigkeit, repräsentiert.
Das Wichtige ist, dass Du durch das äußere Würdigen dieses inneren Opfers und das eine Zeit lang im Raum stehen lässt. Du kannst auch eine Kerze anzünden oder eine Blume hinstellen, wie es für Dich okay ist. Mach es wirklich so, wie es stimmig ist, indem Du das tust und dann immer wieder mal ein paar Minuten Dich zu diesem Mahnmal setzt, auf das Foto schaust, mit Dir quasi in Kontakt trittst, passiert bei vielen Menschen eine ganze Menge innendrin. Es ist, als wenn Du dieser Ich-Seite, die ja eigentlich innerlich ist und jetzt nach außen von Dir im Außen dargestellt wird, als wenn Du eben dieser Seite in Dir, diesem Opfer sagen würdest „Du wirst nicht vergessen.“ Dass es eben langsam, aber sicher ein Daseinsrecht gibt für dieses Opfer. Und dass Du dann langsam auch weitergehen kannst UND das Opfer seinen Platz behalten kann. Dass ganz klar ist, Du wirst nicht vergessen. Oder wenn Du in einem Rachefeldzug bist, wenn Du merkst, da resoniert etwas in Dir von den Worten, die ich eben gesagt habe, dass wenn Du Dich zu diesem Mahnmal setzt, Du auch in Bezug auf die Rache ein bisschen dichter erforschen kannst, schauen kann, spüren kannst: Was passiert eigentlich da? Hol Dich ab, wo Du bist. Du musst nirgendwo anders stehen. Es geht hier um Dich. Es geht um Dein Leben. Es geht darum, wer Du bist und nicht, wer Du meinst, dass Du sein solltest. Mancher Heilungsweg beginnt mit Ablehnung, mit Selbstablehnung und Du hast gute Gründe dafür.
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