Anorexie oder Anorexia nervosa – auch Magersucht genannt – wird diagnostiziert, wenn ein selbst herbeigeführtes Untergewicht besteht und der Body-Mass-Index unter 17,5 liegt.
Ca. 0,7 % der weiblichen Teenager leiden unter Magersucht, sie tritt zwar seltener auf als die Ess-Brech-Sucht (Bulimie), hat aber schwerere körperliche Komplikationen.
Magersucht zählt zu den psychischen Krankheiten mit der höchsten Sterberate. Etwa 15 Prozent der Erkrankten sterben daran.
Der Verzicht auf die eigentlich lebensnotwendige Nahrungsaufnahme stellt eine besondere Variante einer Essstörung dar. Durch diesen Verzicht erfahren Betroffene scheinbar und vordergründig ein Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksamkeit. So wird das „Nicht-Essen“ zu einer Frage von Macht, wo biografische Erfahrungen meist von Ohnmacht gekennzeichnet waren und emotionale Bedürfnisse nicht oder nicht ausreichend erfüllt wurden.
Die meisten Magersüchtigen leiden an einer Körperschema-Störung – sie nehmen sich trotz Untergewichts als zu dick wahr. Ihr Selbstwertgefühl hängt nicht nur von allgemeinen Leistungen in Beruf, Hobby oder Privatleben, sondern besonders stark auch von der Fähigkeit ab, das Körpergewicht kontrollieren zu können.
Die Erkrankung beginnt am häufigsten im Teenager-Alter, wobei eine Diät, die anschließend außer Kontrolle gerät, ein Einstieg sein kann. Die Krankheit kann jedoch auch bei Erwachsenen oder bereits vor Eintritt der Pubertät auftreten.
Anorexie ist eine sehr ernstzunehmende und möglicherweise lebensbedrohliche Erkrankung. Daher braucht es stets eine ärztliche Behandlung und psychotherapeutische Einzelbegleitung. Als sinnvoll haben sich hier körperorientierte Therapieformen erwiesen, da bei einer Anorexie aufgrund der vorhandenen Körperschema-Störung der Körper und die damit verbundenen Körpergefühle in der Regel nicht authentisch genug wahrgenommen, sondern großenteils abgespalten werden. Heilung kann erst dann entstehen, wenn diese Verbindung (wieder) hergestellt wird.
Anorexie (Magersucht) aus Sicht von EssentialCore • Sehnsucht und Hunger
Konventionell wird Anorexie zwar den „Essstörungen“ zugeordnet, dennoch gibt es aus Sicht von Sehnsucht und Hunger einen entscheidenden Unterschied:
Bei Sehnsucht und Hunger wird hauptsächlich mit dem Essdruck, also dem emotionalem Druck, etwas essen zu müssen, als Hauptsymptom gearbeitet. Bei einer Anorexie ist der Essdruck in der Regel nicht oder nur wenig vorhanden. Es braucht daher andere Zugänge zu den darunter liegenden innerpsychischen Dynamiken.
Betroffene werden daher in der Regel an den „EssentialCore“-Weg verwiesen, um mithilfe der „emotionalen Selbstbegleitung“ zunächst an den leidvollen Begleitsymptomen zu arbeiten, die häufig mit einer Anorexie einhergehen, wie beispielsweise ein Ekel oder eine Angst vorm Essen, wodurch die Nahrungsaufnahme verweigert wird.
Auch Unwohlsein, Schwächegefühle, Körperwahrnehmungs-Störungen sowie der Druck, alles unter Kontrolle behalten zu müssen, sind wichtige Signale.
Betroffene können durch die verschiedenen EssentialCore-Übungen lernen, diese Dynamiken achtsam in den Blick zu nehmen, den emotionalen (und körperlichen) Spannungen, die damit verbunden sind, einen Ausdruck geben und sich so auch den eigenen verletzten Seiten behutsam zu nähern.
WICHTIG:
In jedem Fall ist bei einer Anorexie unbedingt eine ärztliche und psychotherapeutische Einzelunterstützung vor Ort erforderlich, die dann durch Teilnahme an EssentialCore - Online-Kursen begleitet werden kann. Ein Online-Kurs geht nämlich deutlich langsamer voran als ein Präsenz-Seminar und die Teilnehmer*innen können ihm ganz individuell nach ihren persönlichen Aufnahme- und Bewältigungskapazitäten folgen, was ihrer emotionalen Stabilität zugute kommt.